7.6.24

HarperCollins Hardcover
ISBN 9783365006207
288 Seiten, 24 €
E-book 17 €
 
Nach und nach setzt sich beim Lesen dieses Buches von Evelyn McDonnell ein vielschichtiges Bild von Joan Didions Leben und Schreiben zusammen. Sie ist die inzwischen offiziell anerkannte Begründerin des Literarischen Journalismus und war u.a. die Bahnbrecherin für Journalistinnen außerhalb von Modemagazinen schlechthin und auch heute noch ein Vorbild für nachfolgende Generationen.

    Die Autorin hat offensichtlich fast alles von und über Didion gelesen und lässt sich von ihrer Bewunderung für sie inspirieren. Wir folgen ihrer Recherche an Orte, an denen Didion gelebt, geschrieben oder darüber geschrieben hat und die McDonnell ihrerseits ausführlich beschreibt. Zwischendurch zitiert sie aus Didions Texten und stellt so die vielen Themen ihrer Arbeiten und Lebensabschnitte vor.
Ich überlas die Anführungszeichen für Passagen von Didion und fand mich stattdessen in Bildbeschreibungen der Autorin von Didion-Orten wieder, die sie mit scharfen Blick auf Spurensuche fand - eine gute Idee, dachte ich, aber war anfangs desorientiert von wem ich gerade was lese.
Das Buch hat eine spannende Struktur, nicht unbedingt chronologisch sondern thematisch geordnet, bisschen wie ein puzzle, das die verschiedenen Aspekte aus dem Leben und Schreiben ihrer Protagonistin sowie ihre eigenen Texte in diesem Buch zusammenbringt. Schon auch sehr dicht.
Angst vor Schlangen taucht immer wieder auf, kalifornische Landschaften, Villen, Hotels, Männer, Gesundheit, Tochter, Verlage, Parties, Stil, politische Linie, Schreibmaschiene, ihre Arbeitsweise u.v.m.
    Die Autorin tritt in die Fussstapfen von Didion und räumt ihren Texten dazu mehr Platz ein als Zitaten von Didion. Wir erfahren: beide sind publizierte Journalistinnen und Buch-Autorinnen, stammen aus Kalifornien, sind verheiratet , haben eine Tochter und beide arbeiten vorübergehend im New Yorker Medienbetrieb - wie ich übrigens zeitgleich auch.
Evelyn McDonnell ist Autorin von mehreren klugen Büchern zum Thema Pop-Kultur und Professorin für Journalismus und Neue Medien am
Bellarmine College of Liberal Arts in Los Angeles. Joan Didion und wie sie die Welt sah ist ein sehr gelungener Einstieg in das komplexe Joan Didion Universum. Es macht auch Lust, Didions eigene Bücher zu lesen, viele liegen in deutscher Übersetzung vor.
(Ich hingegen möchte keine Übersetzungen aus dem amerikanischen mehr lesen, denn ich spüre, dass mir atmosphärisch was verlorengeht und werde zukünftig wieder zu amerikanischen Originalen greifen.)