19.6.24

VERLAG  
AUSGABE
Saga Egmont
Hörbuch, ungekürzt 
 
ISBN9788727116440
PREIS 11,99 € 
DAUER4 Stunden, 29 Minuten
Der Text war für eine Vorlesungsreihe bestimmt, die Virginia Woolf an einem College in England 1928 über einen längeren Zeitraum gegeben hat. Eine Überarbeitung davon erschien als Buch, auch in deutscher Übersetzung, und das hat mir meine ehemalige Film-Dozentin und Regisseurin Gloria Behrens im vergangenen Jahrhundert zum Geburtstag geschenkt.

Inspiriert entlieh ich einen schweren Videotaperecorder mit separater Kamera, baute sie in meinem kleinen Wohngemeinschafts-Zimmer auf, legte mich ins Bett und las der Kamera das erste Kapitel vor. Ich nahm mich also diesen Text vorlesend auf und erinnere, wie authentisch sich mein Unterfangen als Filmstudentin anfühlte. Auch hatte ich eine klare Vorstellung, wie der Text klingen musste und arbeitete daran. Das Buch habe ich nicht schnell genug ausgelesen, denn irgendwann war es weg - Berliner Wohngemeinschaftsschicksal.

Aus dieser Vorgeschichte erklärt sich mein Interesse an diesem neu erschienenen Hörbuch mit Multikulti-Fäusten auf dem Cover. Wir sind im weißen England von 1928, diese schon bekannte Grafik trifft "ein Zimmer für sich allein" für mein Empfinden nicht und die damalige Situation schwarzer Frauen schon gar nicht - manches lässt sich nicht gleichmachen, auch wenn der Wille zur Frauen-Solidarität da ist.

Gelesen ist es für meinen Geschmack zu oft mit gespitzten Lippen, weit ab von einer spannenden Vorlesung im kleinen College-Studienkreis, wie ich das kenne.  Beim Zuhören
schlief ich zwei mal ein, was nicht nur am Vortrag der Stimme gelegen haben könnte, sondern auch an alt-deutschen Schachtelsätzen in der Übersetzung und an meiner mangelnden Konzentrationsfähigkeit. Nun habe ich nochmal ganz von vorne begonnen, höre jeweils nur ein Kapitel in der ungefähren Länge einer College-Lektion und das funktioniert besser.

Der Text steckt voller Struktur-Raffinessen, Details, Themen wie Geld, Bildung, Historie, Gesellschaft. Darin vermischt sind Orte und Zeitebenen weit vor und nach dem 1. Weltkrieg, immer auch die Situation der Frauen nachzeichnend, wie Virginia Wolf schreibt -in freier Form- sodass nie ganz klar ist, was Dokument ist und was Roman ...